
Interview mit Franziska Tschudi Sauber
Droht der Zukunft der Weidmann-Gruppe ein Aus durch die Juso-Initiative?
Franziska Tschudi Sauber über die Verantwortung eines global tätigen Familienunternehmens und die Gefahren der Juso-Initiative.
Frau Tschudi, Sie führen das traditionsreiche Familienunternehmen Weidmann als Verwaltungsratspräsidentin. Was bedeutet Ihnen diese Rolle?
Franziska Tschudi: Es ist eine Ehre, aber auch grosse Verantwortung, ein Unternehmen in vierter Generation zu führen. Weidmann gibt es seit fast 150 Jahren, wir sind gewachsen von einer kleinen Papierfabrik zu einem global tätigen Unternehmen mit über 3’500 Mitarbeitenden. Diese Geschichte trägt eine Verpflichtung in sich: Wir sichern Arbeitsplätze, bilden junge Menschen aus und leisten mit Innovationen einen Beitrag, der weit über die Schweiz hinausgeht.
Wie würde die Juso-Initiative konkret auf Ihr Unternehmen wirken?
Der Wert unseres Unternehmens liegt klar über der Schwelle, die vorgesehen ist. Dieser Wert ist aber eben nicht „flüssig“, er steckt in unseren Werken, unseren Anlagen, in Innovationen und Patenten. Unsere Familie hat die Gewinne reinvestiert. Würde eine solche Steuer erhoben, müssten wir Geld aus dem Unternehmen ziehen. Das heisst eine Verpfändung unserer Geschäftsimmobilien und ein Verkauf von Teilen des Unternehmens. Das Risiko wäre, dass über Generationen aufgebautes Wissen und für den Geschäftsbetrieb notwendiges Kapital verloren gehen.
Welche Folgen spüren Ihre Mitarbeitenden?
Unsere Mitarbeitenden, Führungs- und Fachkräfte, machen den Erfolg von Weidmann aus. Allein in der Schweiz beschäftigen wir Hunderte von Menschen. Sie vertrauen darauf, dass ihr Arbeitsplatz auch in zehn Jahren noch sicher ist. Wenn wir wegen einer zusätzlichen Steuerlast Investitionen stoppen, uns verschulden müssen und ein Verkauf droht, wird das schon im Vorfeld ihr Vertrauen und ihre Sicherheit untergraben. Eine unnötige Belastung für die Menschen, die sich jeden Tag für unser Unternehmen einsetzen!
Kritiker sagen, grosse Unternehmen könnten eine Steuer dieser Art verkraften. Was entgegnen Sie?
Das mag in Einzelfällen so sein, entspricht aber nicht der Realität der meisten Familienunternehmen. Unsere Branche ist kapitalintensiv – wir müssen laufend viele Millionen in neue Anlagen oder Entwicklungen investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben und die Anforderungen unserer Kunden zu erfüllen. Eine solch massive Belastung würde uns gewaltig schwächen, während Konkurrenten aus Ländern ohne solche Steuern sich weiter entwickeln können.
Was wünschen Sie sich von der Schweizer Bevölkerung bei der Abstimmung?
Ich wünsche mir, dass die Menschen sehen, worum es wirklich geht: nicht um das „Besitzen“ von Vermögen, sondern um das Erhalten von Unternehmen, Arbeitsplätzen und Innovationskraft. Wenn die Initiative angenommen würde, gefährdet das genau diese Werte. Darum mein klarer Appell: Lehnen Sie die Initiative ab – für eine starke Schweiz, in der Familienunternehmen als «Rückgrat der Wirtschaft» weiterhin Verantwortung übernehmen können.
Steckbrief

Franzika Tschudi Sauber
Name: Franziska Anita Tschudi Sauber Position: Verwaltungsratspräsidentin Unternehmen: Weidmann Holding AG Mitarbeitende: ca. 3'500 weltweit Branche: Elektrotechnik, Medizintechnik, Fasertechnologie Firmensitz: Kanton St.Gallen