
Interview mit Marco Sieber
Die Wirtschaft hat Klimaschutz besser im Griff als die Juso
Ein Unternehmer aus dem Bereich der Abdichtungen zeigt, wie die Juso Familienunternehmen und deren Klimamassnahmen torpediert.
Herr Sieber, Ihr unterdessen global tätiges Unternehmen hat sich auf Gebäudeabdichtungen spezialisiert. Wie hat sich das Unternehmen entwickelt?
Marco Sieber: Meine Eltern haben SIGA 1966 als kleinen Klebeband-Anbieter gegründet. Damals noch mit Klebebändern für jedes Problem. Die Spezialisierung fand nach der Übernahme des Unternehmens durch meinen Bruder und mich in den 80iger-Jahren statt. Wir entschieden, nur noch Spezial-Klebebänder, Fassaden- und Dachmembranen zur Gebäudeabdichtung zu entwickeln. In unserem Sektor sind wir inzwischen Marktführer und exportieren rund 80 Prozent unserer Produkte.
Warum diese Spezialisierung?
In Industrieländern fallen rund 40 Prozent des jährlichen Energiebedarfs auf Gebäude. Der Hauptgrund sind undichte Gebäudehüllen. Bis zu 80 Prozent der geheizten Raumluft entweicht durch Ritzen in Dach und Mauerwerk. Im Sommer dringt Hitze in die gekühlten Gebäude ein. Um dieser Energieverschwendung entgegenzuwirken, fokussieren wir auf diffusionsfähigen Dampfbremsen, Dach- und Fassadenfolien sowie wohngiftfreie Klebeprodukte. Damit bleiben Gebäudehüllen 50 Jahre dicht. Der Energieverbrauch für Heizen und Kühlen sinkt markant. Unser Ziel ist, Gebäude so abzudichten, dass die Energie im Gebäude bleibt und sich nicht mehr verflüchtigt.
Sie tun viel für Ressourceneffizienz und Klimaschutz. Da müssten Sie die Juso-Initiative für mehr Klimaschutz gut finden, oder?
Keinesfalls. Ich lehne sie sogar ganz entschieden ab! Staatlich verordnete Klimaschutzmassnahmen über einen Umbau der Gesamtwirtschaft sind ineffizient. Die Unternehmen haben in den letzten Jahrzehnten aus Eigenantrieb im Klimabereich viel umgesetzt und nachhaltig zur Reduktion der Emissionen beigetragen. Es braucht kein Klimadiktat von der Juso!
Wie würde die Initiative Ihr Unternehmen treffen?
Es gibt wohl keine schnellere Möglichkeit Familienunternehmen wie das unsrige nachhaltiger zu schädigen als mit dieser Initiative. Wir wären direkt betroffen, wenn wir das Unternehmen an unsere Kinder weitergeben würden – und das haben wir demnächst vor. Mit einem Ja zur Initiative wäre der Weiterbestand unseres Unternehmens direkt gefährdet. Denn unsere Kinder müssten das Unternehmen oder zumindest Teile davon verkaufen, um die Steuer bezahlen zu können. Bar liegt ein solcher Betrag bei uns nicht in der Kasse. Wir investieren unser Geld stetig in Innovation und Weiterentwicklung unserer Firma. Auch im Interesse unserer über 650 Angestellten.
Was stört Sie besonders an der Initiative?
Mich stört die ideologische Verblendung dieser Initiative. Innovative Unternehmen, die über viele lokale Zulieferer in der Schweiz verankert sind und in diesem Mikrokosmos bereits heute viel für den Klimaschutz tun, werden durch solche Initiativen behindert oder zum Verkauf gezwungen. Denn muss eine hohe Steuer gestemmt werden, fehlt gerade das Geld, sinnvolle Investitionen zu unser aller Wohl umzusetzen.
Steckbrief
Marco Sieber
Name: Marco Sieber Position: Mitinhaber Unternehmen: SIGA AG Mitarbeitende: 650 Branche: Bauzulieferer Firmensitz: Kanton Luzern