
Interview mit Stefan Scheiber
Wieso die Juso-Initiative Familienunternehmen wie die Bühler Group gefährdet
Stefan Scheiber über die Folgen der Juso-Initiative für ein Schweizer Familienunternehmen.
Herr Scheiber, Bühler ist seit über 160 Jahren in Uzwil verwurzelt. Was bedeutet diese Verbindung für Sie persönlich?
Stefan Scheiber: Ich bin in der Ostschweiz aufgewachsen und seit über 30 Jahren Teil von Bühler. Für mich ist es ein Privileg, ein Unternehmen zu leiten, das nicht nur technologische Lösungen für unterschiedliche Industrien liefert, sondern auch eine ganze Region prägt. Wir sind ein wichtiger Arbeitgeber und mir persönlich ist unser Beitrag zum Berufsnachwuchs sehr wichtig. Wir bilden in der Schweiz über 300 Lernende aus und investieren in Führungsnachwuchs. Darüber hinaus investieren wir jährlich bis zu 5% unseres Umsatzes in Forschung und Entwicklung, im vergangenen Jahr CHF 138 Millionen.
Können Sie ein Beispiel geben, wie die Juso-Initiative Ihr Unternehmen konkret treffen würde?
Das Vermögen der Familie ist im Unternehmen gebunden. Wenn die Juso-Initiative angenommen würde, stünde die Zukunft von Bühler als Familienunternehmen zur Disposition. Unsere Eigentümerinnen müssten im Falle einer Vererbung 50% Erbschaftssteuer zahlen und das könnten sie nur, wenn sie das Unternehmen oder Teile davon verkaufen oder die Firma hoch verschulden würden. Das könnte das Ende von Bühler sein, so, wie wir die Firma heute kennen und wie sie in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreich war. Und es würde uns definitiv der Innovationskraft berauben, welche die Grundlage für die Gestaltung der Zukunft darstellt.
Wie erleben Ihre Mitarbeitenden diese Diskussion?
Die Initiative stösst auf Unverständnis und viele finden es sehr befremdend, wie realitätsfern die Annahmen der Initianten sind.
Viele denken: Ein Konzern wie Bühler verkraftet das. Warum stimmt das nicht?
Wie bei den meisten Familienunternehmen ist auch das Vermögen der Familie Bühler im Unternehmen investiert. Dieses Kapital sichert Arbeitsplätze, ermöglicht das bekannte Bühler Lehrlingswesen, treibt Innovationen voran und ist in innovativen Maschinen, Fabriken, Research & Training Zentren und Service-Stationen in aller Welt gebunden. Die geplante Steuer dieser Initiative gefährdet unser Unternehmen fundamental. Ein Zwangsverkauf an externe oder ausländische Investoren könnte notwendig sein, um die geforderte Steuer zu bezahlen. Das birgt erhebliche Risiken für die Zukunft unseres Unternehmens. Ausserdem gehen die Initianten von der Annahme aus, dass der Staat mit den Steuereinnahmen den Schutz des Klimas besser gewähren würde als es verantwortliche Familienfirmen heute schon tun. Wir sind überzeugt, dass Nachhaltigkeit nicht durch Umverteilung erreicht wird, sondern durch Innovation, neue Technologien und bestausgebildete Menschen. Dadurch wird ein weit grösserer Beitrag an die Nachhaltigkeit geleistet, statt dies an den Staat zu delegieren. Ein Unternehmen ist langfristig wirtschaftlich nur erfolgreich, wenn es seinen Geschäftserfolg im Einklang mit sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit erzielt.
Was wünschen Sie sich von der Schweizer Bevölkerung?
Ich wünsche mir, dass die Menschen erkennen, was auf dem Spiel steht: Arbeitsplätze, Lehrstellen, die Innovationskraft, der Wohlstand unseres Landes und auch die erfolgreiche Transformation unsere Gesellschaft und Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit. Mein klarer Appell: Lehnen Sie die Initiative ab, damit die Schweiz ein starker Wirtschaftsstandort bleibt und wir weiter in Zukunft und Nachhaltigkeit investieren können.
Steckbief

Stefan Scheiber
Name: Stefan Scheiber Position: CEO Unternehmen: Bühler Group Mitarbeitende: ca. 12’000 weltweit (davon 3’000 in der Schweiz) Branche: Anlagebau Food & Nonfood, Engineering, Services, Digitalisierung, Kreislaufwirtschaft Firmensitz: Kanton St. Gallen