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Interview mit Isabelle Harsch

Die Übernahme eines Unternehmens bringt Herausforderungen und Verantwortung

Die Juso-Initiative strebt eine Erbschafts- und Schenkungssteuer von 50% des Unternehmenswerts für Familienbetriebe an. Diese werden in ihrer Existenz gefährdet.

Frau Harsch, Sie leiten ein Unternehmen, das im Bereich Umzüge und Archivierung tätig ist. Wie ist es entstanden?
Isabelle Harsch: Mein Grossvater Henri hat die Firma 1957 gegründet. Ihr Kerngeschäft waren die Verpackung und der Transport von Kunstwerken und Antiquitäten. Im Lauf der Zeit hat sie sich auf Büroumzüge und Archivierung spezialisiert. Mein Vater hat die Tätigkeiten dann weiter ausgebaut, bevor er das Unternehmen an die dritte Generation weitergegeben hat. Heute beschäftigt Henri Harsch HH SA rund 150 Mitarbeiter in Genf, Lausanne und Zürich/Basel.

Die Juso findet, dass die Nachfolge bei einem Familienunternehmen eine reine Glückssache ist. Wie sehen Sie das?
Da bin ich ganz anderer Meinung. Ich habe das Familienunternehmen 2015 mit 28 übernommen, nach einer vierjährigen Lernphase, um die Abläufe, Funktionen usw. bis ins Kleinste zu verstehen. Dabei hatte ich nie den Gedanken, reich oder mächtig zu werden – mein grösstes Anliegen war, die Zukunft des Unternehmens zu sichern, es weiterzuentwickeln und den Mitarbeitern eine sichere Zukunft zu bieten.

Die Initiative will alle Erbschaften und Schenkungen ab 50 Millionen Franken zu 50% besteuern, was nur sehr grosse Vermögen betrifft. Ist das ein Problem?
Ja, das ist ein Problem. Mit steigendem Wert eines Familienunternehmens steigt auch die Belastung. Die Unternehmer verfügen nicht über die nötige Liquidität. Der Grossteil ihres Vermögens befindet sich meist in der Firma und nicht in einem Safe. Das heisst, sie müssen ihr Unternehmen verkaufen, um die Steuer zu begleichen. Die Arbeitsplätze sind nicht mehr gesichert und es fehlt das Geld für Investitionen.

Sind Sie vom 50-Millionen-Franken-Freibetrag betroffen?
Nein, ich wäre nicht direkt von der Initiative betroffen, unser Unternehmen ist nicht gross genug. Aber das ist der einzige Unterschied zu jenen, auf die die Steuer angewandt würde. Wenn sich unsere Firma weiterhin gut entwickelt, könnte auch ich mal dazugehören.

Manche erben Bargeld, Yachten oder Immobilien. Die könnte man besteuern und ihr Leben würde sich nicht grundlegend verändern, oder?
Das stimmt nur in der Theorie. Die Juso-Initiative macht ja keinen Unterschied. Es sind keine Ausnahmen vorgesehen, wenn das Überleben eines Unternehmens auf dem Spiel steht. Das ist das eine Problem. Das andere ist, dass vermögende Personen, die kein Unternehmen führen, sehr mobil sind. Sie würden die Schweiz verlassen. Die Steuerausfälle würden die Steuereinnahmen übersteigen, ganz zu schweigen von den Gütern und Dienstleistungen, die sie nicht mehr in der lokalen Wirtschaft kaufen würden.

Steckbrief

Isabelle Harsch

Isabelle Harsch

Name: Isabelle Harsch Position: CEO und Eigentümerin Unternehmen: Henri Harsch HH SA Mitarbeitende: 150 Branche: Transport, Umzüge Firmensitz: Kanton Genf