
Interview mit Bernhard Emch
Mit der Juso-Initiative wäre eine Übergabe an die nächste Generation nicht realistisch
Das in Bern verwurzelte Aufzugsunternehmen positioniert sich gegen die Juso-Initiative.
Herr Emch, Ihr Unternehmen produziert in Bern-Bümpliz Aufzüge für die ganze Welt. Wie kam es dazu?
Bernhard Emch: Unser Urgrossvater Hans Emch hat 1880 die Firma in Bern gegründet und sich zunächst auf Warenaufzüge fokussiert. 1914 wurde dann der erste Personenlift präsentiert. Unsere Grosseltern und Eltern entwickelten das Unternehmen stetig weiter zu einem Nischenanbieter mit Schweizer Produktion. Heute bieten wir weltweit massgeschneiderte Aufzugsanlagen an. Seit 23 Jahren führen mein Bruder Hansjürg und ich nun den Familienbetrieb in vierter Generation. Jährlich liefern wir zwischen 80 und 130 Anlagen aus unseren Werkhallen im Westen Berns aus.
Nun kommt eine Initiative der Juso zur Abstimmung, die Ihr Traditionsunternehmen akut bedroht. Sagen Sie uns, warum genau.
Wir wären direkt von der Initiative betroffen, weil unser Unternehmen aufgrund seiner hohen Wertschöpfung, der Anlagen und Liegenschaften einen hohen Wert hat. Dieser Wert ist allerdings im Unternehmen gebunden und nicht als Bargeld verfügbar. Im Erbfall stünden unsere Kinder darum vor der Entscheidung, entweder eine erhebliche Verschuldung einzugehen, um die von der Juso geforderte Erbschaftssteuer zu bezahlen – vorausgesetzt, eine Bank gewährt dafür die erforderlichen Mittel –, oder aber unseren Familienbetrieb zu verkaufen und den Erlös untereinander aufzuteilen.
Wie gehen Sie als Familie mit dieser Unsicherheit um?
Es ist bizarr. Über vier Generationen haben wir alle in ein innovatives und regional verankertes Unternehmen investiert und dabei Werte wie Bescheidenheit, Stolz auf unsere Produkte, Achtung vor den Mitarbeitenden und Freude an der Verantwortung gelebt. Und nun stellt eine Initiative dies alles in Frage. Und in meinen Augen übersieht die Juso einen wichtigen Punkt. Übernehmen unsere Kinder unser Unternehmen ohne diese schädliche Steuer, sind sie zwar vermögend, werden aber nicht reich. Würde die Initiative angenommen und unsere Kinder müssten das Unternehmen zur Finanzierung der Steuer verkaufen, wären sie reich. Viel lieber wären sie aber Unternehmer!
Wie gross wäre der Schaden für den Standort?
Der wäre nicht zu unterschätzen. Der potentielle Käufer unseres Unternehmens wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit ein internationaler Aufzugshersteller. Es ist unwahrscheinlich, dass dieser am Produktionsstandort Bümpliz festhalten würde. Damit stünden über 200 qualifizierte Arbeitsplätze auf dem Spiel – auch jene unserer 15 Lernenden. Auch unser regionales Engagement für Vereine und Organisationen würde kaum weitergeführt. Schliesslich hätten all unsere regionalen Lieferanten das Nachsehen. Die Initiative würde demnach nicht nur unsere, sondern viele andere Firmen bedrohen.
Was halten Sie von der Juso-Initiative?
Sie ist höchst unüberlegt und kontraproduktiv. Denn sie greift das an, was die Schweiz gross gemacht hat: Das verantwortungsvolle Unternehmertum. Und damit all die Traditionsbetriebe, die Arbeitsplätze schaffen, Lernende ausbilden, Steuern bezahlen und innovativ sind.
Steckbrief

Bernhard Emch
Name: Bernhard Emch Position: Geschäftsleiter Unternehmen: EMCH Aufzüge AG Mitarbeitende: 250 Branche: Industrie Firmensitz: Kanton Bern